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Studienprogramm Kultur & Demokratie

Das Studienprogramm Kultur & Demokratie vereint kulturwissenschaftliche, politologische, psychologische und soziologische Perspektiven darauf, wie Demokratie in allen Lebensbereichen hergestellt, stabilisiert, kritisiert und in Frage gestellt wird. Die drei Module beschäftigen sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit diesen Aspekten.

Fragile Praktiken beleuchten die alltäglichen und performativen Verhandlungen von Herrschaft und des Zusammenlebens.

Komplexe Gesellschaften behandelt Fragen von Differenz und Identität, Konflikt und Kooperation, Macht und Herrschaft sowie Vergemeinschaftung und Fragmentierung in heterogenen Gesellschaften mit demokratischen Kulturen.

In Umkämpfte Institutionen wird Demokratie als politischer Raum verstanden, in dem Akteure der Zivilgesellschaft, der Parteiendemokratie, des Staates etc. kontinuierlich miteinander konkurrieren, um wichtige Interessen und Ideen durch Einsatz ihrer jeweils spezifischen Machtressourcen durchzusetzen und sie in Politik und Recht umzusetzen.

 

E-Mail: kud-sowi@rub.de

 

|| Leitidee || Modul Fragile Praktiken || Modul Komplexe Gesellschaften ||
|| Modul Umkämpfte Institutionen || Seminare im Sommersemester 2025 || Personen ||


Das Studienprogramm Kultur & Demokratie legt Wert auf aktives Engagement der Studierenden sowie auf didaktische Vielfalt in der Lehre. Lehrende und Studierende unterstützen sich gegenseitig in der Veranstaltungsgestaltung. Zudem treten die klassischen Leistungen vieler Studiengänge wie Hausarbeiten und Referate in den Hintergrund. Eine größere Rolle spielen hingegen fall-, problem- und simulationsbasierte Lernmethoden und damit einhergehend Praxisbezüge.

Die Bearbeitung wissenschaftlicher Inhalte und Methoden bilden den Kern des Programms. Darüber hinaus sollen die Studierenden eng im Studienverlauf begleitet und untereinander verbunden werden. Dies geschieht durch eine verpflichtende Einführungsveranstaltung, sowie die ebenfalls verpflichtende Teilnahme am Integrationsseminar, das im Tag der Demokratie mündet. In diesem Rahmen organisieren die Studierenden in Eigenregie einen Austausch mit zivilgesellschaftlichen Akteuren im Sinne einer Third Mission.

Einführungswoche (drei Tage)
Die verbindlich zu besuchenden Einführungstage dienen dazu, in diversen Formaten in der Studium thematisch und didaktisch einzuführen.

Tag der Demokratie / Integrationsseminar
Einmal jährlich richten Studierenden einen öffentlichen Tag der Demokratie aus. Ziel des Tages ist es, Orte, Themen, Personen und Dinge der Demokratie zu bearbeiten und zur Diskussion zu stellen. Dabei werden kreative vermittelnde, aktivistische, künstlerische oder andere Formate erprobt oder entwickelt. Für die Vorbereitung wird es ein von den Studiengangs- und Modulverantwortlichen gemeinsam abgehaltenen Integrationsseminar geben. In dieser Veranstaltung werden sowohl die in den Modulen und Seminaren vermittelten Ansätze in Beziehung zueinander gesetzt als auch Konzepte für den Tag der Demokratie entwickelt. Die Studierenden bestimmen im Rahmen des Integrationsseminar Themen, Methoden, Mitwirkende und Orte und planen die Durchführung des Tages.  Das vorbereitende Seminar zum Tag der Demokratie ist als Teil II des Modul Umkämpfte Institutionen verpflichtend.

 


Lernergebnisse
Die Studierenden
- besitzen vertiefte Kenntnisse über aktuelle sozial- und kulturwissenschaftliche Theorien zur Analyse von Demokratie als alltäglicher Praxis,

- kennen empirische Forschungen zu demokratischen Praktiken aus verschiedenen Bereichen der Sozialanthropologie, der Sozialtheorie, der Science & Technology Studies, der Sozial- und Kulturpsychologie und verwandten Bereichen,
- sind fähig, eigenständig für das Studienprogramm allgemein und das Modul FraP im Speziellen relevante Alltagsphänomene demokratischer Organisierungen empirisch und theoretisch zu beforschen.

Inhalte
Im Zentrum des Moduls stehen kulturelle Praktiken, Diskurse und Techniken zur Herstellung, Stabilisierung, Aufrechterhaltung, Reparatur, Variation sowie Infragestellung, Herausforderung, Gefährdung, Abwicklung und Vermeidung von Demokratie. Das Modul untersucht die kulturelle und praktische Gestaltung und Verhandlung demokratischen und undemokratischen Zusammenlebens betrachtet, die sich aus verschiedenartigen Perspektiven, Kulturen, Historien, Ontologien und materiellen Infrastrukturen kontrovers gestaltet. Solche Praktiken sind fragil in dem Sinne, dass sie aktive gepflegt werden müssen, um nicht zu verschwinden.

Sie werden im Modul in verschiedenen Phänomenbereichen untersucht, u.a. Digitalisierung (kollektive, epistemische usw.) Gewalt, Klimawandel und Wissenskulturen. Grundlage dafür bietet die Auseinandersetzung mit Theorien und empirischen Ansätzen, die Kultur, Kontroversen, Infrastrukturen, Handeln (Verhalten & Tun) und Transformationsprozesse in den Blick nehmen. Das sind u.a. Praxis-, Handlungs-, Kultur-, Pragmatismus-, Identitäts-, Interatkions-, sowie postkoloniale und feministische Theorien.

Literatur
Bowker, G. & Star, S. L. (2008). Sorting things out: Classification and its consequences. Cambridge, MA.
Gudehus, C. & Christ, M. (Hrsg.) (2013). Gewalt. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart.
Moser, J. & Veprek, L. H. (Hrsg.) (2024). Kulturwissenschaften und neue Technologien: Zwischen Technikentwicklung und öffentlichen Diskursen. Transcript.
Popitz, H. (1992). Phänomene der Macht (2., stark erweiterte Auflage). Mohr Siebeck.
Schäfer, H. (Hrsg.) (2016). Praxistheorie. Ein soziologisches Forschungsprogramm. Transcript.

 


Lernergebnisse
Die Studierenden
- besitzen theoretische und empirische Kenntnisse über Prozesse der gesellschaftlichen Heterogenisierung und die Herausforderungen der Konfliktaustragung und Demokratie,

- kennen sozialwissenschaftliche Gesellschaftstheorien und können sie empirisch anwenden
- sind mit theoretischer und empirischer Forschung zu Teilhabe, Partizipation und sozialer Mobilisierung in verschiedenen gesellschaftlichen Arenen vertraut.

Inhalte
Das Modul behandelt Fragen von Differenz und Identität, Konflikt und Kooperation, Macht und Herrschaft sowie Vergemeinschaftung und Fragmentierung in komplexen Gesellschaften und demokratischen Kulturen. Im Zentrum stehen ihre Konstitution sowie ihre Implikationen für formale und informelle demokratische Ordnungen: unter welchen Bedingungen bedeutet gesellschaftliche Komplexität demokratische Variationen, unter welchen Bedingungen führt sie zu Polarisierung und Demokratiegefährdung? Behandelt werden u.a. Themen zu Techniken der Demokratie und digitalen Öffentlichkeiten, aber auch Prozesse der machtdurchwirkten Konfliktaustragung in normativ aufgeladenen Politikfeldern. Die Mobilisierung und Organisierung von Anliegen, Interessen und Identitäten wird dabei ebenso in den Blick genommen wie die Gestaltung von partizipativen Prozessen und Protestformen.
Zudem steht der Zusammenhang zwischen komplexen sozialen Ungleichheiten (z.B. Geschlecht, Herkunft, soziale Lage), Macht und demokratischer Teilhabe in verschiedenen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Arenen im Zentrum des Moduls.

Literatur
Birkbak, A. & Papazu, I. (Hrsg.) (2022). Democratic Situations. Mattering Press.
Janoski, T. & De Leon, C. et al.
(Hrsg.) (2020). The New Handbook of Political Sociology. Cambridge University Press.
Mau, S.; Lux, T. & Westheuser, L. (2023). Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft. Suhrkamp.
Rosa, H. & Oberthür, J. et al. (2020). Gesellschaftstheorie. UTB.
Voß, J.-P. & Schölzel, H. (Hrsg.) (2024). Die Fabrikation von Demokratie. Baustellen performativer politischer Repräsentation. Springer VS.

 


Lernergebnisse
Die Studierenden
- besitzen theoretische und empirische Kenntnisse über demokratische Institutionen sowie über den Vergleich politischer Systeme

- kennen sozialwissenschaftliche Demokratietheorien und können sie empirisch anwenden
- sind mit wesentlichen Grundlagen der Analyse „komplexer Demokratien“ vertraut (z.B. Mehrebenensysteme; Politikverflechtung; Vetospieler-Theorie; Two-Level-Games etc.)

Inhalte
In diesem Modul wird Demokratie als politischer Raum verstanden, in dem Akteure der Zivilgesellschaft, der Parteiendemokratie, des Staates etc. kontinuierlich miteinander konkurrieren, um wichtige Interessen und Ideen durch Einsatz ihrer jeweils spezifischen Machtressourcen durchzusetzen und sie in Politik und Recht umzusetzen. Dieser Raum ist institutionell gegliedert. Dabei wirken die Institutionen in multifunktionaler Weise als Gegenstand des Streits, als Arena des politischen Kampfes sowie immer wieder auch als eigener kollektiver Akteur mit eigener Zielsetzung, Interessenlage und Machtpotential. Die Sicht auf die politischen Institutionen der Demokratie hat zum Ziel, empirische Erkenntnisse – auch in vergleichender Perspektive – über das stetige Streiten und Bestreiten politischer Autorität, verbindlicher Spielregeln und inhaltlicher Positionen zu gewinnen, die in den unterschiedlichen Politikfeldern und auf verschiedenen (subnationalen, nationalen, transnationalen, internationalen) Ebenen und (formellen und informellen) Arenen verhandelt, entschieden und fortwährend neu in den Politikzyklus eingespeist werden. Dies ist ein vielschichtiger und komplexer Prozess, der seine eigene politische Kultur generiert und regeneriert. Während der erste Teil dieses Moduls sich auf die theoretischen Grundlagen und empirischen Fälle richtet, widmet sich der zweite Teil des Moduls der Erfahrung einer umstrittenen Kultur der Demokratie. Dazu dient das Praxis- und Integrationsseminar, in dem Studierende Inhalte und Ansätze des Studienprogramms integrieren und eigenständig in Gruppen im Rahmen eines öffentlichen Tages der Demokratie umsetzen.

Literatur
Benz, A. (2024). Rethinking Multilevel Governance. Cheltenham & Northampton.
Innerarity, D. A. (2025). Theory of Complex Democracy. Governing in the Twenty-First Century. Bloomsbury.
Lembcke, O. W.; Ritzi, C. & Schaal, G.S. (Hrsg.) (2012/2016).
Zeitgenössische Demokratietheorie. 2Bde. Sringer VS.
Landwehr, C.; Saalfeld, T. & Schäfer, A. (Hrsg.) (2022).
Contested Representation: Challenges, Shortcomings and Reforms. Cambridge University Press.
Levistky, S. & Way, L.A. (2010). Competitive Authoritarianism: Hybrid Regimes After the Cold War. Przeworski, A. (2019). Crises of Democracy. Cambridge University Press.
Zürn, M. & Ecker-Ehrhardt, M. (Hrsg.) (2013).
Die Politisierung der Weltpolitik. Suhrkamp.

 


Modul Fragmentierte Praktiken

  • Haller | Moderne: das Resultat kultureller Vermischung | Teil I | Donnerstag 12-14
  • Sørensen | Praxis, Dinge und Demokratie | Teil I | Dienstag 12-14
  • Gudehus | Psychologie und Herrschaft | Teil II | Donnerstag 14-16
  • Pfeiffer | Lebenswege ehemaliger Rechtsextremisten – Einstieg, Zugehörigkeit, Ausstieg | Teil II | Block

 

Modul Komplexe Gesellschaften

  • Hessami | Defizite politischer Repräsentation | Teil I | Dienstag 10-12
  • Sørensen | Demokratie multipler Ontologien: Dekoloniale und feministische Perspektiven | Teil I | Mittwoch 10-12
  • Rehder | Demokratie am Arbeitsplatz, Akteure und Institutionen der Erwerbsregulierung | Teil I | Dienstag 10-12
  • Ruppel | Nachhaltigkeitsorientierung zwischen privater Lebensführung und politischem Protest | Teil I | Dienstag 14-16

 

Modul Umkämpfte Institutionen

  • Lembke | Komplexe Demokratie: Über demokratische Governance moderner Massengesellschaften | Teil I | Do 10-12
  • Bogumil | Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung | Teil I | Montag 14-16
  • Lembcke | Menschenrecht als „contested concept“ der internationalen Politik | Teil II | Donnerstag 8:30-10:00
  • Zajak | Umkämpfte Diversität in Organisationen | Teil II | Termin folgt

 


  • Christian Gudehus (Modulverantwortlicher für Fragile Praktiken)
  • Oliver W. Lembcke (Studienprogrammleitung und Modulverantwortlicher für Umkämpfte Institutionen)
  • Estrid Sørensen (Studienprogrammleitung und Modulverantwortliche für Komplexe Gesellschaften)


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