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Forschungsprojekt "Innovationsfähigkeit durch institutionelle Reflexivität"

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Europäischer Sozialfond (EFS)

Verbundprojekt:
Prof. Dr. Manfred Moldaschl (Technische Universität Chemnitz)
Prof. Dr. Frank Schirmer (Technische Universität Dresden)
Prof. Dr. Jörg Bogumil (Ruhr-Universität Bochum)

Leitung Teilprojekt "Öffentliche Verwaltung": Prof. Dr. Jörg Bogumil (Ruhr-Universität Bochum)

Projektmitarbeiter/innen: Claudia Ruddat (Ruhr-Universität Bochum), PD Dr. Lars Holtkamp (Fern-Universität Hagen), Falk Ebinger (Ruhr-Universität Bochum), Marc Seuberlich (Ruhr-Universität Bochum)

Laufzeit: 05/2008 bis 02/2011
Weitere Informationen auf der Projektseite von Prof. Dr. Manfred Moldaschl

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Inhalt des Projektes

"Managementkonzepte und Organisationsmethoden lassen sich danach beurteilen, inwieweit sie prinzipiell der Möglichkeit nach die Aufnahmebereitschaft für Erkenntnisse fördern, die zur Revision bzw. Innovation bisheriger Sichtweisen und Praktiken beitragen. Organisationale Regelsysteme oder Praktiken, die genau das tun, lassen sich somit als reflexive Insitutionen, oder besser, als institutionelle Reflexivität definieren" (Moldaschl 2004). Ausgehend von der Alltäglichkeit von Lernbarrieren und der Normalität des Scheiterns, deren Ursachen im Innovationsdilemma zwischen institutionellen Regeln und notwendiger Abweichung zu finden sind, untersucht das BMBF-Verbundprojekt, welche organisationalen Regeln und Praktiken mit Evaluierungsschleifen versehen sind, bzw. Kritikmodi, Distanzierungsanreize und Veränderungsimpulse eingebaut haben.

Unter Berücksichtigung der Besonderheiten kommunaler Verwaltung (z.B. Wählermaximierungslogik), soll bei der Untersuchung der Fragestellung, wie insitutionelle Reflexivität zur Innovationsfähigkeit öffentlicher Verwaltungen beitragen kann, dreischrittig vorgegangen werden.

  • Welche Verfahren verhindern, dass Routinen von Kritik ausgenommen werden?
  • Wie ausgeprägt sind diese Verfahren? Führen sie zu mehr Veränderungsbereitschaft und -effizienz?
  • Wieviel institutionelle Reflexivität ist kontextangemessen?

Kommunale Verwaltungen können inzwischen auf über 10 Jahre Verwaltungsmodernisierung insbesondere nach Vorlage des Neuen Steuerungsmodells (NSM) zurückblicken. Allerdings fällt die Reformbilanz insbesondere in Bezug auf die Zielerreichung (z.B. Haushaltskonsolidierung) häufig negativ aus. Das Konzept institutioneller Reflexivität kann dazu beitragen, diese Probleme besser zu verstehen und in seiner Anwendung der Verwaltungsmodernisierung neue Orientierungen und Impulse zu geben. Folgende Verfahren sind dabei untersuchungsrelevant:

Kriterien:

  • Institutionalisierung von Selbstbeobachtung und Selbstkritik
  • Systematischer Rückgriff auf Fremdbeobachtung
  • Kommunikativer Bezug auf Fremdreferenz
  • Offene Evaluierung von Handlungsfolgen
  • Entwurf alternativer Gegenwarten und Zukünfte

Exemplarische Vorgehen:

  • Stabsstellen Verwaltungsmodernisierung
  • Zentrales / dezentrales Controlling
  • Ratsinformationssysteme
  • Aktives Beschwerdemanagement
  • Externe Berater/Organsiationsuntersuchungen

 

Die Gemeindeprüfungsanstalt NRW als reflexive Institution

Die Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen (GPA) hat den gesetzlichen Auftrag, die überörtliche Prüfung der kreisfreien und kreisangehörigen Städte und Gemeinden, der Landkreise, Landschafts- und Regionalverbände, sowie von kommunalen Zweckverbänden, Eigenbetriebe und sonstige prüfungspflichtigen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen durchzuführen. Da die GPA eine kontinuierliche systematische verpflichtende Fremdbeobachtung aller Kommunen in NRW durchführt, wirkt sie als potentiell reflexiv auf die geprüften Institutionen. Im Rahmen des Forschungsprojektes "Innovationsfähigkeit durch institionelle Reflexivität" wird untersucht, in welchem Umfang und mittels welcher Wirkungsmechanismen die überörtliche Prüfung reflexives Handelns in den Kommunen befördert.

Um valide Antworten auf die gestellten Fragen zu bekommen, wurde eine quantitative, fragebogengestützte Umfrage sowie qualitative Interviews durchgeführt. Die quantitative Umfrage wurde zwischen Mai und Juni 2010 unter dem Schlüsselpersonal der 213 nordrhein-westfälischen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern durchgeführt. Neben den BürgermeisterInnen wurden im Zuge der breiter angelegten Befragung auch die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD sowie die Vorsitzenden des (Haupt-) Personalrates der Kommunen befragt. Unter den BürgermeisterInnen konnte ein zufriedenstellender Rücklauf von 54,5% erzielt werden. Die Fraktionsvorsitzenden der CDU antworteten zu 30%, jene der SPD zu 35,7%. Die Personalratsvorsitzenden beteiligten sich zu 41,8%.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am 30. März 2011 auf der gemeinsamen Tagung „Gemeindeprüfung im Spiegel der Kommunen: Acht Jahre überörtliche Prüfung durch die GPA NRW" der Gemeindeprüfungsanstalt NRW und Ruhr-Universität Bochum präsentiert

Acht Jahre überörtliche Prüfung waren Anlass für einen angeregten Austausch mit etwa 50 kommunalen Vertretern am 30. März 2011 in der Ruhr-Uni Bochum (RUB). Hintergrund dafür war eine von Prof. Dr. Jörg Bogumil, Lehrstuhl für Öffentliche Verwaltung, Stadt- und Regionalpolitik der RUB zwischen Mai und Juni 2010 durchgeführte Umfrage zum Lernen über Leistungsvergleiche am Beispiel der GPA NRW in Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern. Dieser Kreis hatte jetzt Gelegenheit sich über Ergebnisse und aktuelle Weiterentwicklungen zu informieren sowie seine Erwartungen mit der GPA NRW und der RUB zu diskutieren.

Hier finden Sie den Einladungsflyer, die Präsentation der GPA sowie die Präsentation des Forschungsprojekts:
Flyer GPA Bochum
Präsentation-Werner Haßenkamp-GPA Bochum
Präsentation-Bogumil/Ebinger-GPA Bochum

Publikationen

  • Ebinger, Falk/Bogumil , Jörg (2012): Angeleitetes Lernen über Leistungsvergleiche? Zwischenbilanz nach acht Jahren Gemeindeprüfungsanstalt NRW. Die Verwaltung 45(1), S. 123-140. (PDF-Datei)
  • Bogumil, Jörg/Ebinger, Falk/Holtkamp, Lars (2011): Vom Versuch, das Neue Steuerungsmodell verpflichtend einzuführen. Wirkungen des Neuen Kommunalen Finanzmanagements in NRW. Verwaltung & Management - Zeitschrift für moderne Verwaltung, Heft 17 (4), S. 171-180. (PDF-Datei)