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Aktuelle Projekte

Interkontinentalität. Erforschung eines untertheoretisierten Konzeptes. Projekt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Rachid Boutayeb (Doha/Qatar) und 20 Kolleg/innen rund um den Globus.

Ziel des Projektes ist es, eine neue Kategorie – die der (Inter)kontinentalität – zu eruieren und auf ihren deskriptiven und analytischen Wert hin zu prüfen. Bislang ist diese Kategorie in den Geistes- und Sozialwissenschaften erstaunlich (d.h. etwa im Unterschied zum Nationalstaat) untertheoretisiert.
Kategorie und Begriff des Kontinentalen sind im europäischen/abendländischen Kulturraum entstanden und haben mittlerweile weltweite Wirkmacht entfaltet. Beide bringen geographischen Großräume, Mythen über diese und politische Ordnung zusammen.
Das Projekt steuert an, diese Bezüge vor dem Hintergrund geographischer Großraumvorstellungen aus anderen Kulturräumen zu untersuchen und dadurch zu dezentrieren. Die Notwendigkeit der Dezentrierung ergibt sich dabei nicht aus ideologischen, postkolonialen Traditionen, sondern aus sich verändernden geopolitischen und klimatischen Befunden, die auf ein Ende der amerikanisch/europäischen Hegemonie hinweisen. Daraus resultiert auch die Erfordernis, Ontologien, Epistemologien und Methoden, die „dem Westen“ zugrunde liegen, neu zu bearbeiten.
Das Projekt wird von Prof. Dr. Dieter Haller (Ethnologie, RUB) und Prof. Rachid Boutayeb (früher Lehrbeauftragter an der RUB, heute Doha Institute for Graduate Studies) organisiert und geleitet.
An dem Projekt arbeiten Kolleg/innen aus Brasilien, Libanon, Kanada, Südafrika, Indien, Norwegen, Marokko/UK/Georgien, Deutschland, Ghana, China, Mauritius, den USA, Mexiko und Kolumbien mit.
Das Gesamtprojekt wird seit 2022 von der eigenen peer-reviewed Publikationsreihe (Anders als Denken. Aschaffenburg: Alibri) und einer mehrsemestrigen Vorlesungsreihe begleitet.

Am Kanal. Ethnologische Feldforschung in einem prekären Neuköllner Kiez. (seit Mitte 2022)

Das Kiehlufer im Neuköllner Süden ist eine Gegend, in der prekäre Wohn- und Lebensverhältnisse auf urbanes Hipstertum und eine touristische Hochburg treffen. Auf der östlichen Seite des Ufers befinden sich Wohnblöcke, die libanesischen Großclans gehören und von Migrantengruppen insbes. aus dem Balkan, Osteuropa und dem nahöstlichen Raum bewohnt werden. Zwischen den Blöcken und dem Estrel, dem größten Hotel Berlins, das sich auf der anderen Seite des Kanals liegt (noch) sich Brachland, in dessen Buschwerk rumänische Bettlergruppen hausen. Das Estrel war Schauplatz eines spektakulären Überfalls auf ein Pokerturnier im Jahre 20210. Das Estrel liegt an der mythisch aufgeladenen Sonnenallee, das – weiter nördlich – zunehmend attraktiver für urbane Hipster, Schwule und Lesben wird. Im Wasser des Neuköllner Schiffahrtskanals wurde im November 2022 das Raubgut aus dem Dresdner „Grünen Gewölbe“ gesucht.
Das explorative Projekt untersucht mittels teilnehmender Beobachtung die Netzwerke der verschiedenen Akteure in diesem Milieu, wozu auch die Neuköllner Bezirkspolitik und die Baubranche gehören.

Forschungsprofil

Regionale Schwerpunkte: Mittelmeerraum, Nordafrika und wechselnde Regionalinteressen der Mitarbeitenden
Das dauerhafte Interesse des Lehrstuhles ergibt sich aus der Schwerpunktsetzung des Lehrstuhlinhabers, Prof. Haller. Seine langen Feldforschungen hat er in Sevilla, Gibraltar und Tanger über verschiedene Themen durchgeführt: Gender, Grenzen, Hafenkulturen, Besessenheitskulte und den Brexit.

Der Lehrstuhl war an der Gründung des "Mittelmeerzentrums der Ruhr-Universität Bochum" maßgeblich beteiligt.

Ein früherer regionaler Schwerpunkt, die "Mainstream American Culture", liegt gegenwärtig brach.
Weitere regionale Schwerpunkte ergaben und ergeben sich aus den Interessen der jeweiligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: früher waren dies Indien, der Indische Ozean und Südafrika, der Kaukasus, Australien und Kamerun, momentan sind dies der Iran, NRW und der Kongo.

Forschungsthemen

Ethnologischer Forschung liegt eine besondere Herangehensweise zugrunde, nämlich die Durchführung zeitintensiver Feldforschungen (i.d.R. nicht weniger als ein Jahr), in denen wir vor Ort Beziehungen zu jenen Menschen entwickeln, über die wir arbeiten, um so Zugang zu ihrem kulturellen Eigensinn und zu den informellen Aspekten ihrer Kultur zu erhalten. Der Lehrstuhl arbeitet u.a. zu folgenden Themen:
• Interkontinentalität (Haller)
• Nordafrikanisches Denken in den Sozialwissenschaften Europas (Haller).
• Mittelmeerraum (Haller).
• Museumsforschung (Berchem)
• Forschungen im Revier (Berchem)
• Die Stellung des säkularen Islam in der Lebenswelt der Muslime in Deutschland (Amngostar)
• Transnationalism, Migration and Diaspora’s, Memory and History, Masculinity and War in the Democratic Republic of the Congo (König)